Die letzte Bastion: Der menschliche Körper als Technologieplattform

„Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.“
Immanuel Kant (1724 – 1804), deutscher Philosoph

Man hat bereits vor 10 Jahren prognostiziert, dass die Ära des Personal Computings, repräsentiert durch Desktop-Computer und Laptops, in die Ära des Intimate Computings übergehen wird. Man hat prophezeit, dass noch vor 2020 „intime Geräte“, Umgebungen und Netzwerke sehr viel über uns wissen werden. Das ultimative Schlagwort heißt „Smartness“ – Smart Phone, Smart Watch, Smart TV, Smart Home, Smart Grid, Smart City. Die Wearables – die kleinen Computersysteme, die direkt am Körper getragen werden – sind ein wesentliches Element in diesem Puzzle.

Dass man diese Entwicklung ernst nehmen sollte, zeigt sich in dem Informationspapier des World Economic Forums (WEF) vom Juli 2020 mit dem Titel: „Gestaltung der Zukunft des Internets der Körper: Neue Herausforderungen der Technologie-Governance“. Laut der Autoren des Dokuments haben „die jüngsten technologischen Fortschritte eine neue Ära des Internets der Körper (IOB = Internet of Bodies) eingeläutet, in der eine noch nie dagewesene Anzahl von vernetzten Geräten und Sensoren am menschlichen Körper angebracht oder sogar implantiert und in den Körper aufgenommen wird. Dies hat den menschlichen Körper in eine Technologieplattform verwandelt.“

Ganz allgemein klassifiziert das WEF die IOB-Technologien in medizinisch/nicht-medizinisch und invasiv (implantierbar)/nicht-invasiv (wearable) (siehe Abb. 1).

Abb.1: Beispiele von IOB-Technologien [Shaping the Future of the Internet of Bodies, Seite 7]

Kommt Ihnen die Formulierung “Der menschliche Körper als Technologieplattform“ etwas abstrakt und abgehoben vor? Erscheint sie Ihnen etwas zu weit hergeholt?

Bevor Sie Ihr Urteil fällen, schauen wir uns einige Details aus brandaktuellen Studien zum Thema „Wearables“ der führenden Technologieberaterfirma IDTechEx aus Cambridge an. Die Untersuchungen von IDTechEx richten sich in erster Linie an die Führungsebenen von Technologiefirmen, die sich auf verschiedene Hochtechnologiebereiche spezialisiert haben. Die Informationen stammen somit direkt von den Quellen, die solche Produkte entwickeln, produzieren und in Umlauf bringen.

Abb.2: Der Stand der Wearable Technologie in 2023. [Prognosen für tragbare Technologien 2023-2033 – Webinar Slides]

Die meisten von Ihnen werden sicherlich zumindest einige der in Abb. 2 dargestellten Gadgets (technischen Spielereien) erkennen. Vielleicht genießen Sie bereits die Vorzüge einiger dieser „Schnickschnacks“ oder kennen jemanden, der dies tut. Vielleicht steht die eine oder andere „technische Spielerei“ auf Ihrem Wunschzettel für Weihnachten.

Technikaffine Menschen haben mittlerweile eine große Auswahl an Möglichkeiten, sich dem „Internet of Bodies“ anzuschließen. Egal ob man Handgelenke, Ohren, Augen, Haut oder Kopf als Schnittstelle verwendet, der Zugang wird immer leichter und erfolgt unterbrechungsfrei (siehe Abb.3).

Abb.3: Wearables klassifiziert nach der Tragestelle [Prognosen für tragbare Technologien 2023-2033 – Webinar Slides]

Mit der Corona-Pandemie ist das Zeitalter der „alten Normalität“ fließend in die Ära des „Great Reset“ mit all seinen Facetten und Erscheinungsformen übergegangen. In solchen Zeiten bleibt scheinbar nichts konstant und sicher, bis auf den Dauerfluss der Veränderungen. Diese Unsicherheit treibt immer mehr Menschen unter die Fittiche der pastoralen Macht der persönlichen Berater, Therapeuten und Gesundheitsexperten, deren Rolle die Wearables, Schritt für Schritt übernehmen.

In den unsicheren Zeiten scheint diese Technik einen vertrauensvollen Zufluchtsort zu bieten. Es handelt sich um bekannte, vertraute Gegenstände, deren Handhabe keine intellektuelle Anstrengung voraussetzt. Durch ihre Verlässlichkeit und Präzision erwecken sie den Anschein, das Leben zu erleichtern und der eigenen Bequemlichkeit zu dienen. Die IDTechEx-Experten haben diese Entwicklung als treibende Kraft für die Annahme und Innovation bei den Wearables erkannt (siehe Abb. 4).

Abb.4: Treibende Kraft für die Annahme und Innovation von Wearables [Prognosen für tragbare Technologien 2023-2033 – Webinar Slides]

Nach dieser Logik erfordern mehr Sicherheit und noch mehr Bequemlichkeit zusätzliche erweiterte biometrische Daten. Die neuesten Entwicklungen im Bereich der Mikroelektronik, der Kommunikations-, Sensor- und Batterietechnologien sowie im Bereich der künstlichen Intelligenz bieten die perfekten technologischen Rahmenbedingungen dafür.

In dem WEF-Leitbericht „Top 10 der aufkommenden Technologien des Jahres 2023“ wird der Fokus unter anderem auf folgende Entwicklungen gelegt:

  • Flexible Batterien – Stromversorgung für tragbare Technologien für das Gesundheitswesen und E-Textilien;
  • Generative künstliche Intelligenz – Ausweitung der Grenzen der menschlichen Bemühungen;
  • Metaverse für die psychische Gesundheit – Gemeinsame virtuelle Räume zur Verbesserung der psychischen Gesundheit;
  • Flexible neuronale Elektronik – Besser entwickelte Schaltkreise als Schnittstelle zum Nervensystem;
  • KI-unterstützte Gesundheitsversorgung – Neue Technologien zur Verbesserung der Effizienz der Gesundheitssysteme.

Wie das maschinelle Lernen bereits eingesetzt wird, um aus der Flut von Sensordaten Kennzahlen von Interesse zu erzeugen, wird in der Abb. 5 grafisch dargestellt.

Abb.5: Einsatz von maschinellem Lernen bei der Verarbeitung von Sensordaten von Wearables [Prognosen für tragbare Technologien 2023-2033 – Webinar Slides]

Die künstliche Intelligenz und die Wearables gehen eine symbiotische Beziehung ein. Durch die Flut von biologischen, chemischen und anderen Sensordaten werden die KI-Algorithmen immer weiter verfeinert. Diese wiederum ermöglichen Früherkennung/frühzeitige Diagnosen, Vorsorge-, bzw. personalisierte/maßgeschneiderte Medizin. Man muss gestehen, dass diese Konstellation eine enorme verführerische Kraft auf die meisten Menschen in allen Altersgruppen und sozialen Schichten ausüben kann.

Die Technologie- und Marketingberater von IDTechEx skizieren die weitere Evolution der Wearables als perfektes Instrument für die Sammlung von großen Datenmengen.

Abb. 6: Wearables als ideale Werkzeuge für die Sammlung großer Datensätze [Prognosen für tragbare Technologien 2023-2033 – Webinar Slides]

Neben den „herkömmlichen“ biometrischen und Lebensstilldaten sowie der Spracherkennung sieht die evolutionäre Vision der Technologieexperten die Einbeziehung von Gehirn-Computer-Schnittstellen bei der Datenerfassung vor. Und das ist nicht alles. Die Daten werden in Relation mit Regierungs- und Gesundheitsakten, sowie Finanzstatusberichten und Informationen aus den individuellen Wohnverhältnissen gebracht (vom Autor in Abb. 6 rot markiert).

Anfang November hat die EU-Kommission die Einführung des Europäischen „Digital Identity Wallet“ beschlossen. Reisepass, Führerschein oder ärztliche Verschreibungen: Alltagsrelevante Dokumente sollen EU-Bürger künftig im „European Digital Identity Wallet“ speichern. Mehr Informationen zu diesem Thema kann man in dem Beitrag „Die Europäische Digitale ID – You´ll Never Walk Alone“ finden. Die elektronische Patientenakte wird ab Ende 2024 für alle Bundesbürger verbindlich.

Die meisten Banktransaktionen erfolgen heutzutage bereits digital. Die Kommunikation in den Sozialen Medien ist per se digital. Und je mehr die Wohnung „smart“ wird (Intelligente Zähler, Smart TV, Smarte Möbel und Küchengeräte, usw.), desto größer der individuelle digitale Fußabdruck.

Die Chancen, dass Ihre Gedanken und Finanzdaten zusammen mit Ihrem Social Media Verhalten analysiert werden und in Relation mit entsprechenden Regierungsakten bzw. Gesundheitsakten gebracht werden, stehen ziemlich gut. Inwieweit Ihr Energieverbrauch, den Ihr Smart Meter berichtet, einen Einfluss auf Ihre maßgeschneiderte medizinische Vorsorge hat, hängt von den Einstellungen des KI-Algorithmus ab. Aber nun Spaß beiseite. Durch die Verwendung von KI-Algorithmen sind die Auswertemöglichkeiten der „Rohdaten“ praktisch unbegrenzt (siehe Abb. 7).

Abb.7: Wie KI den Wert von Wearable Data noch weiter steigern könnte? [Prognosen für tragbare Technologien 2023-2033 – Webinar Slides]

„KI könnte die Nutzung mehrerer großer Datensätze ermöglichen, sie interpretieren und kontextualisieren und Lösungen ermöglichen, die gleichzeitig dem Bedürfnis nach gesundheitlicher Sicherheit und wirtschaftliche Sicherheit angehen – und letztlich die Lebensqualität verbessern.“ – argumentieren die Autoren der IDTechEx-Studie.

Die Experten kommen zu der Schlussfolgerung, dass „KI die Fähigkeiten von Wearables verbessern kann, insbesondere durch die Auswertung von neuen biometrischen Daten und Brain Computer Schnittstellen. Wearables sind ein effizientes Mittel zur Sammlung großer Datensätze, mit denen neue KI-Tools trainiert werden können. Die Daten von Wearables können in einem Ökosystem anderer Datenquellen im Kontext genutzt werden, um mittelfristig bessere Werkzeuge für das Gesundheitsmanagement und langfristig für die erweiterte Realität (Augmented Reality) zu entwickeln.

Mich macht so eine Entwicklung nachdenklich. Und Sie?

Der IDTechEx-Bericht prophezeit, dass das Marktvolumen für Wearables bis zum Jahr 2033 die Summe von 161 Milliarden USD erreichen wird. Hirnforscher behaupten seit langem, dass „beim Geld der Verstand aussetzt“. Dies gepaart mit der Silicon-Valley-Ideologie und ihrem unerschütterlichen und unbegrenzten Glauben an die Möglichkeiten der Technik einerseits und der Überzeugung, dass nur mithilfe von Technik die Hervorbringung eines „besseren“ Menschen möglich ist, erzeugt eine lawinenähnliche Triebkraft, die kaum noch zu bändigen ist.

Der Beweis, dass IDTechEx den Markt genau kennt und dessen Entwicklung voraussagen kann, folgt nur wenige Tage nach dem Erscheinen ihrer Wearable-Studie. Der Humane AI PIN von Humane, einem Start-up-Unternehmen, das von zwei ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründet wurde und inzwischen von Sam Altman, Microsoft, Qualcomm Ventures und anderen großen Namen finanziert wird, hat offiziell das Licht der Welt erblickt.

Dieses innovative Gadget sorgt bereits wenige Tage nach dem Annoncieren weltweit in den Medien für Furore und wird bereits als der nächste „Game Changer“ nach dem Smartphone bezeichnet. Die Werbung für die Humane AI PIN wirkt auf den ersten Blick sehr überzeugend.

[Quelle: https://hu.ma.ne/]

In der Form einer elektronischen Brosche verwandelt der HUMANE AI PIN generative KI-Tools wie ChatGPT4 in „Künstliche Intelligenz To Go“, die man direkt an der Bekleidung fast unauffällig trägt und mit der man in einer für den Menschen natürlichen Art und Weise durch Sprache, Berührung und Gestik kommuniziert. Der AI PIN kann sehen, hören, sprechen und vor allem mit einer aktuell ChatGPT4 äquivalenten Performance „denken“.

Durch die Verflechtung der kognitiven Fähigkeiten des Benutzers und der Kapazitäten des Gerätes entsteht eine „Intimität“, eine unbewusste „Man-Machine-Symbiosis“, ein „Augmented Human Intellect“. Ohne Zweifel – eine bemerkenswerte ingenieurtechnische Leistung mit gravierenden mittel- und langfristigen Folgen für die menschliche Zivilisation.

Diesem Thema widmet sich der CEO von Humane, Imran Chaudhri, in seiner visionären Rede „The Disappering Computer – Der verschwindende Computer“ während der diesjährigen TED-Konferenz. Es lohnt sich, diese in voller Länge anzuschauen.

Halten wir einige der Statements des kalifornischen Visionärs fest:

„In der Zukunft wird die Technologie sowohl ambient (Anm.: an die Umgebung angepasst) als auch kontextbezogen (Anm.: an die Situation angepasst) sein.  Und das bedeutet, dass Sie KI nutzen müssen, um sich selbst und Ihre Umgebung wirklich zu verstehen und so die besten Ergebnisse zu erzielen.

„Und diesen Kontext gewinnen wir durch maschinelles Lernen. Je häufiger Sie unser KI-gestütztes Gerät nutzen, desto besser können WIR Ihnen in jeder Notsituation helfen. Ihre KI wird effektiv zu einer sich ständig weiterentwickelnden, personalisierten Form des Gedächtnisses. Und WIR finden das großartig.

Ihre KI findet in Gedankengeschwindigkeit heraus, was Sie brauchen. Ein Gefühl, das sich mit der Weiterentwicklung der Technologie ständig weiter entwickeln wird. … Wenn die KI voranschreitet, werden WIR sehen, wie sie nahezu jeden Aspekt unseres Lebens verändern wird. Auf eine Weise, die im Moment unvorstellbar erscheint. Tatsächlich geht es Sam Altman von OpenAI so wie uns – KI wird stark unterschätzt. Und ich füge hinzu, solange WIR es richtig machen. WIR glauben wirklich, dass WIR gerade erst anfangen, an der Oberfläche dessen zu kratzen, was möglich ist.

„Humanere, intuitivere Interaktionen, die bildschirmlos, nahtlos und spürbar sind – das ist die Möglichkeit der Mensch-Technik-Beziehung, so wie WIR sie kennen, neu zu denken. Und das ist das Spannende. Es ist zweifellos eine große Herausforderung. Aber es ist die Welt in der WIR leben wollen. Eine Welt, in der Technologie uns nicht nur dabei hilft, wieder in die Welt zurückzukehren, sondern auch unsere Fähigkeiten dazu verbessert. Es ist in Reichweite.

Die Zukunft der Technologie könnte fast unsichtbar sein.

Wer ist mit WIR gemeint?

In der Investorenliste von Humane findet man folgende mehr oder weniger bekannte Namen:

Die Mission des WEF lautet wiederum: „Das Weltwirtschaftsforum ist die Internationale Organisation für öffentlich-private Zusammenarbeit. Das Forum engagiert die führenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und anderen Führungskräfte der Gesellschaft, um globale, regionale und industrielle Agenden zu gestalten.“

In dem etwas älteren WEF-Beitrag „Fünf Wege zum Verständnis der Vierten Industriellen Revolution“ findet man fast unbemerkt folgendes Zitat von Michel Foucault: „Macht ist überall: Nicht, dass sie alles verschlingt, sondern dass sie von überall herkommt.“

Die Widmung des globalen Machtzentrums an den französischen Philosophen Michel Foucault (1926-1984) ist nicht zufällig an dieser Stelle platziert.

Von 1970 bis zu seinem Tod war Foucault der Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Denksysteme an der Prestigeuniversität Collège de France in Paris. In seinen Werken fokussierte er sich auf Konzepte und Verfahren der Machtanalyse. Seine Arbeiten verstand er dabei als „Werkzeugkisten“. [Wikipedia: Michel Foucault]

Zu diesen Werkzeugen gehört unter anderem das Konzept der modernen Gouvernementalität. Darunter versteht Foucaultein ganzes Bündel von Erscheinungsformen neuzeitlicher Regierungstechniken, die es gestatten, das Verhalten von Subjekten und Kollektiven als machtgesteuerte und machtdurchzogene Objekte zu überwachen und zu lenken. Er betrachtet die Gouvernementalität als Basis für das Überleben des Staates. [Wikipedia: Gouvernementalität]

Weiterhin definiert Foucault den Begriff Bio-Macht, zunehmend auch Biopolitik genannt. Mit Bio-Macht bezeichnet er Machttechniken, die „nicht auf den Einzelnen, sondern auf die gesamte Bevölkerung abzielen“. Unter Bevölkerung versteht er „eine Gruppe, die nicht einfach nur aus vielen Menschen besteht, sondern aus Menschen, die von biologischen Prozessen und Gesetzen durchdrungen, beherrscht und gelenkt sind. Die Bevölkerung verbindet er mit verschiedenen Parametern wie „einer Geburtenrate, einer Alterskurve, einem Gesundheitszustand“, usw. [Wikipedia: Bio-Macht]

„Das Ziel der Bio-Macht bei Foucault ist die Regulierung dieser so definierten Bevölkerung insbesondere durch die Regulierung ihrer Fortpflanzung, der Geburten- und Sterblichkeitsrate, des Gesundheitsniveaus, der Wohnverhältnisse, u.a.“ [Wikipedia: Bio-Macht]

Im biopolitischen Sinne wird die Bevölkerung in erster Linie als „Produktionsmaschine zur Erzeugung von Reichtum, Gütern und weiteren Individuen“ betrachtet. Die Bio-Macht sorgt für Rahmenbedingungen, die der Produktionsmaschine nützlich sind. Dabei wird das Individuum nach seiner Nützlichkeit vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Zustände bewertet. Zu diesem Zweck wird der Einzelne immer an einer Norm gemessen. Er wird an ihr ausgerichtet und muss vor ihr bestehen. [Wikipedia: Bio-Macht]

Die biopolitische Macht zielt auf den individuellen Körper, um sein Benehmen zu disziplinieren und zu kontrollieren. Dabei bedient sie sich der Statistik, um nach den Abweichungen vom „Normalen“ zu fahnden. Dr. phil. Cornelia Mooslechner-Brüll, Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie und am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, fasst den Sachverhalt wie folgt zusammen:

[Biopolitik und Wearables, Auszug aus dem Beitrag „Kulturtheorien: Michel Foucault und Judith Butler“]

Die neoliberale Gouvernementalität beruht auf der digitalen Überwachung. Ohne die durch die digitale Surveillance erzeugten Daten, würde das System zusammenbrechen, sie sind sein Rohstoff und seine Währung. Die Wearables präsentieren sich als effiziente Unterstützung bei den Bemühungen, das postmoderne Individuum zu disziplinieren, zu kontrollieren und zu optimieren. Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf das Individuum mit all seinen Wünschen, Ambitionen, Potenzialen und Schwächen. Es scheint, als stünden sie dem Individuum zur Verfügung, um ihm dabei zu helfen, ein verbessertes und erfolgreicheres Selbst zu werden. [Wearables: Kontrollregime zwischen Affekt und Technologie]

Dabei kommen subtil die von Foucault definierten „Technologien des Selbst“ zum Einsatz. Es handelt sich dabei um Vorgänge und Praktiken, durch die es dem Einzelnen ermöglicht wird, eigenständig oder mit Unterstützung anderer eine Vielzahl von Operationen an seinem Körper, seiner Seele, seinem Denken, seinem Verhalten und seiner Existenzweise durchzuführen. [Wearables: Kontrollregime zwischen Affekt und Technologie]

Nach Foucault erfordern die Technologien des Selbst immer eine Beziehung zum Anderen: „Man kann sich nicht mit sich selbst befassen, ohne eine Beziehung zum Anderen zu haben.“ [Foucault, Michel: Die Regierung des Selbst und der anderen. Vorlesung am Collège de France 1982/83. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2009]

Die Funktion des Anderen besteht darin, die Wahrheit auszusprechen, insbesondere unangenehme Wahrheiten, die das Subjekt dazu anregen sollen, über sein Handeln nachzudenken und es gegebenenfalls zu modifizieren.

Folgende Dialogsequenz des CEO von Humane mit der künstlichen Intelligenz veranschaulicht die praktische Anwendung dieser Machttechniken.

[The Disappearing Computer — and a World Where You Can Take AI Everywhere |Imran Chaudhri|TED]

Vor allem basieren die Technologien des Selbst auf der freien Entscheidung des Subjekts, selbstständig an sich zu arbeiten und durch das Bekenntnis seiner „Sünden“ oder „Fehler“ sich einer spirituellen Führung zu öffnen und dann Anweisungen oder Lehren zu empfangen.

In der Machtphilosophie von Foucault sind das unterworfene Subjekt und das autonome Selbst zwei Seiten desselben Phänomens. Im Umgang mit den Wearables im Rahmen der omnipräsenten Datenökonomie kommt das moderne indifferente Subjekt zum Vorschein. Einerseits handelt es durchaus autonom, aktiv und kreativ und kennt die Risiken und Gefahren des Data-Minings. Andererseits beugt es sich den Prinzipien der Datenproduktion und trägt keine Sorge für den Schutz der eigenen Privatsphäre. So resultiert die postmoderne (vermeintliche) Sorge um sich selbst in der Selbstvernachlässigung. [Wearables: Kontrollregime zwischen Affekt und Technologie, Seite 56]

Das Subjekt-Objekt der Selbstvermessung durch Wearables gibt sich nicht aus Feigheit (ohne Furcht vor Handeln oder Entscheidungen), sondern aufgrund von Bequemlichkeit, Desinteresse und einer falschen Einschätzung („ich habe nichts zu verbergen“) der Unmündigkeit hin. Die Unterordnung unter das Regime der Selbstoptimierung entlastet das Subjekt von eigenständigem Denken und der Sorge um sich selbst. Es erhält kontinuierlich ein benutzerfreundliches Feedback und eine vorgefertigte Interpretation seiner selbst, was es von der Verpflichtung zur Reflexion und zum Nachdenken entbindet. Die Selbsterkenntnis durch Daten formt ein datenabhängiges Subjekt – ein Subjekt, das zugibt, ohne Wearables nicht in der Lage oder nicht gewillt zu sein, selbstständig über sich nachzudenken und diese Form der Selbstarbeit an ein Medium zu delegieren. Dabei entfremdet sich das Subjekt von sich selbst, insbesondere von seinem eigenen Körper, der zu einem fremdartigen Objekt wird, übersetzt in Datenströme. Trotz dem Anspruch auf Aufklärung und vermeintlicher Emanzipation resultiert dies in einem flexibilisierten, sich selbst vermarktenden, im Grunde jedoch gleichgültigen Subjekt, das in den feinen Verflechtungen der digitalen Pastoralmacht gefangen ist. [Wearables: Kontrollregime zwischen Affekt und Technologie, Seite 56-57]

In Ihrer wissenschaftlichen Arbeit „Wearables – Kontrollregime zwischen Affekt und Technologie“ (Seite 60) liefert Frau Dr. phil. Anna Marta Potocka ein bemerkenswertes Fazit:

Das menschliche Wesen, das mit verschiedenen Mängeln behaftet ist, erfährt präventive Behandlungen bereits auf genetischer Ebene, um potenzielle Probleme aufgrund vermeintlicher genetischer Prädispositionen zu verhindern. In der postmodernen wissensbasierten Ökonomie nimmt die Überwachung im medizinischen Bereich stetig zu, da ein Interesse an Human Enhancement und der Steigerung menschlicher Leistung durch maschinelle Komponenten (wie Prothesen) sowie technologischen Interventionen bis hin zur Robotisierung besteht. Machttechniken durchdringen den Körper, nutzen ihn einerseits als Informationsquelle und andererseits als Rohstoff. Individuen werden sowohl zu biomedizinischen als auch zu informationellen Subjekten. Die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen, ebenso wie die Grenzen zwischen verschiedenen Körpern. Der nächste evolutionäre Schritt manifestiert sich in der Durchlässigkeit der Grenzen zwischen Körper und Maschine, die sich zunächst in der Übertragung der Handlungsfähigkeit auf technologische Geräte zeigt. Die Wearables gelten als Vorboten des vermeintlichen Transhumanismus, dessen Versprechen sich in dem Trio „super longevity, super intelligence, and super wellness“ widerspiegelt. Dieses Trio legt gleichzeitig die Regeln für ein gutes Leben fest und erhebt den Anspruch auf Perfektibilität.

Das Transhumane entwickelt sich im Rahmen der TINA-Hypothese (There Is No Alternative) allmählich zu einer sozialen Konvention, während das Quantified Self zu einem narrativlosen Tagebuch wird, das die erzählerischen Fähigkeiten hinter sich lässt. Die Zahlen sprechen für sich, und die miteinander vernetzten Geräte werden als vermeintliche körperliche Erweiterungen betrachtet. Die Maschine wird mehr als nur ein Werkzeug; sie wird zum Instrument eines Machtgefüges, das auf dem Know-how von Ingenieuren, Managern und Marketingexperten basiert. Sie fungiert auch als Element des therapeutischen Regimes, das, obwohl als Technologie der Ermöglichungsmacht definiert, die Frage nach dem Wie und Warum der Definition potenzieller „Probleme“ unbeantwortet lässt.

„Die Smartphones oder Wearables werden zu Laboratorien des Selbst und der Verheißung einer vermeintlichen Ermächtigung für alle. Sie sind ein verlockendes Angebot der Selbstdefinierung gegen das generalisierte Wissen, das Spiegelbild der eigenen Normen und Wertvorstellungen, das dem Nutzer ermöglicht, sich selbst mit dem Blick des Anderen zu sehen. Dabei entwickeln sich die Geräte zu Beratungsinstanzen: Es geht nicht nur um Tracking und Monitoring, sondern um Instruktionen und Erteilung von konkreten Handlungsanweisungen. Das Software-Design der Wearables bildet eine Auswahl-Architektur da alle Features, auch unbewusst, die Entscheidungsfindung beeinflussen können. Der User, geführt durch entsprechendes Framing, kann zur gewollten Entscheidung geführt werden (Nudging). So dienen Wearables der sozialen Kontrolle und der Mitteilung der generellen Norm: Optimiere dich!“

So betrachtet, erscheint die visionäre Rede von Imran Chaudhri, dem CEO von Humane, in einem anderen Licht.

Der WEF-Berater, Yuval Harari, wird diesbezüglich konkreter. Bei seinem „pathetischen“ Auftritt vor dem Frontiers Forum in Mai 2023 zum Thema „AI and the future of humanity“ skizziert er folgende Zukunftsvision:

„Aber je länger wir mit dem Bot sprechen, desto besser lernt er uns kennen und versteht, wie er seine Botschaften verfeinern kann, um unsere politischen oder unsere wirtschaftlichen Ansichten oder sonst etwas zu manipulieren. Wie ich sagte, kann die KI durch die Beherrschung der Sprache intime Beziehungen zu Menschen aufbauen und die Macht der Intimität nutzen, um unsere Meinungen zu beeinflussen.“

“Neue KI-Werkzeuge würden einen immensen Einfluss auf menschliche Meinungen und unser Weltbild haben. Die Menschen könnten zum Beispiel dazu kommen, einen einzigen KI-Berater als das One-Stop-Orakel und als Quelle für alle Informationen, die sie benötigen, zu verwenden.“

Menschen und Unternehmen, die die neuen KI-Orakel kontrollieren, werden extrem mächtig sein.“


Catch me up“ ist eine der umworbenen Features des HUMANE AI PIN.

Es klingt fast wie „Beam me up“.

Es stellt sich die Frage – Wohin wird es uns beamen?

Auf das Raumschiff Enterprise oder auf das Borg-Raumschiff.


„Aber es ist die Welt in der WIR leben wollen. Eine Welt, in der Technologie uns nicht nur dabei hilft, wieder in die Welt zurückzukehren, sondern auch unsere Fähigkeiten dazu verbessert. Es ist in Reichweite.“ 
Imran Chaudhri, CEO von HUMANE

Epilog:

Wir schreiben das Jahr 1968.

Ein Jahr bevor die ersten Computer miteinander über eine Telefonleitung verbunden werden.

Eine Dekade bevor die dritte industrielle Revolution beginnt.

Ein viertel Jahrhundert bis zu der öffentlichen Einführung des Internets.

Fast ein halbes Jahrhundert vor dem Beginn der vierten industriellen Revolution.

Der amerikanische Ethnologe und Verhaltensforscher John B. Calhoun, bekannt für sein Studium der Bevölkerungsdichte und deren Auswirkungen auf das menschliche Verhalten, hält seinen Vortrag „Space and the Stategy of Life – Der Raum und die Strategie des Lebens“ während der Jahrestagung der „American Association for the Advancement of Science“. Dort macht er folgende „Prophezeiung“:

Der Mensch ist unter den Tieren einzigartig darin, zu lernen, wie man die Beschränkungen umgeht, die durch die Begrenzung des physischen Raums für weiteres Bevölkerungswachstum entstehen. Er hat diese Flucht geschafft, indem er entdeckt hat, wie man konzeptionellen Raum schafft, … die eine effektivere Bewältigung der physischen und sozialen Umwelt ermöglicht.“

Um den konzeptionellen Raum weiter auszudehnen, müssen mehr und mehr Individuen in ein gemeinsames Kommunikationsnetz eingebunden werden. Die gesellschaftspolitische Einheit fördert die Vergrößerung und Wirksamkeit solcher Netze. Dieser Zusammenschluss wird so lange fortgesetzt, bis die gesamte Weltbevölkerung in ein einziges Netz eingebunden ist. Dieser Punkt wird erreicht sein, wenn die Weltbevölkerung neun Milliarden erreicht. Aus diesem Grund werden neun Milliarden als optimale Weltbevölkerung festgelegt, bei der der einzelne Mensch als primärer Knotenpunkt und primäres Bindeglied des Kommunikationsnetzes dient.

Ein Grund für die elektronische Revolution ist, dass wir uns einer Grenze des Kortex bei der Verarbeitung von Informationen genähert haben.

Das bedeutet, dass wir in Kürze elektronische Prothesen brauchen werden, die ähnlich funktionieren wie unser Kortex. Wir werden mit ihnen verbunden, um eine weitere Vergrößerung unseres konzeptionellen Raums über die vom Kortex auferlegten Grenzen hinaus zu ermöglichen.

Die Aufrechterhaltung dieser Verknüpfungen ist der Preis, den wir zahlen werden, wenn wir … die weitere Steigerung der menschlichen Möglichkeiten als den gewünschten Verlauf der Evolution wählen.

„Zu Beginn dieser Evolution „wird es nicht mehr angemessen sein, den Menschen als Homo sapiens zu bezeichnen. Ihm muss vielmehr ein spezifischer Name gegeben werden, der die sich entwickelnde Verbindung mit den Denkprothesen widerspiegelt.

Eine ausführliche Analyse der Aussagen von John B. Calhoun finden Sie im „Experiment „Universum 25“ und der Weg in eine technokratische Zukunft“.

Was geht hier eigentlich vor? Sind Calhoun, Harari, Chaudhri & Co geniale Visionäre oder folgen sie den Anweisungen einer im Hintergrund laufenden Agenda?

Und ist diese Agenda von außen auferlegt oder steckt sie in jedem von uns?


Quellen (Stand vom 19.11.2023)

The last bastion: The human body as a technology platform

„It is so easy to be immature. If I have a book to serve as my understanding, a pastor to serve as my conscience, a physician to determine my diet for me, and so on, I need not exert myself at all. I need not think, if only I can pay: others will readily undertake the irksome work for me.”
Immanuel Kant (1724 – 1804), German Philosopher

It was predicted 10 years ago that the era of personal computing, represented by desktop computers and laptops, would give way to the era of intimate computing. It was predicted that even before 2020, „intimate devices”, environments and networks would know a great deal about us. The ultimate buzzword is „smartness” – smart phone, smart watch, smart TV, smart home, smart grid, smart city. Wearables – the small computer systems that are worn directly on the body – are an essential element in this puzzle.

The fact that this development should be taken seriously is reflected in the World Economic Forum (WEF) briefing paper from July 2020 entitled: „Shaping the Future of the Internet of Bodies: New Challenges of Technology Governance”. According to the authors of the paper, „recent technological advances have ushered in a new era of the Internet of Bodies (IOB), with an unprecedented number of connected devices and sensors being affixed to or even implanted and ingested into the human body. This has turned the human body into a technology platform.”

In general, the WEF classifies IOB technologies as medical/non-medical and invasive (implantable)/non-invasive (wearable) (see Fig. 1).

Fig.1: Examples of internet of bodies technologies [Shaping the Future of the Internet of Bodies, Page 7]

Does the phrase ‚The human body as a technology platform‚ seem somewhat abstract and lofty to you? Does it appear a bit far-fetched?

Before you make your judgment, let’s take a look at some details from the cutting-edge studies on wearables from the leading Cambridge-based technology consulting firm IDTechEx. IDTechEx’s research is primarily aimed at the senior management of technology companies specializing in various high-tech sectors. The information thus comes directly from the sources that develop, produce and market such products.

Fig.2: The state of wearable technology in 2023. [Forecasts for wearable technologies 2023-2033 – Webinar Slides]

Most of you will likely recognize at least some of the gadgets depicted in Fig. 2. Perhaps you already enjoy the benefits of some of these gadgets, or you know someone who does. Maybe one or another of these ‚technological novelties‘ is on your Christmas wish list.

Tech-savvy individuals now have a wide range of options to join the ‚Internet of Bodies‘. Whether utilizing wrists, ears, eyes, skin, or the head as interfaces, access is becoming increasingly easy and seamless (see Fig. 3).

With the corona pandemic, the era of the „old normal” has smoothly transitioned into the era of the „Great Reset” with all its facets and manifestations. In times like these, nothing seems to remain constant and certain, except for the continuous flow of change. This uncertainty is driving more and more people under the wing of the pastoral power of personal advisors, therapists and health experts, whose role is gradually being taken over by wearables, step by step.

Fig.3: Wearables classified according to the wear location [Forecasts for wearable technologies 2023-2033 – Webinar Slides]

In uncertain times, this technology seems to provide a trustworthy refuge. These are familiar, comforting objects whose use requires no intellectual effort. Through their reliability and precision, they give the impression of making life easier and serving personal convenience. IDTechEx experts have identified this trend as a driving force for the adoption and innovation in wearables (see Fig. 4).

Fig.4: Specific drivers for wearable adoption and innovation. [Forecasts for wearable technologies 2023-2033 – Webinar Slides]

Following this logic, increased security and even more convenience demand additional expanded biometric data. The latest advancements in microelectronics, communication, sensor and battery technologies, as well as artificial intelligence, provide the perfect technological framework for this.

In the WEF flagship report ‚Top 10 Emerging Technologies of 2023‚, the spotlight is placed on the following developments:

  • Flexible batteries – Powering wearable technologies for healthcare and e-textiles;
  • Generative artificial intelligence – Expanding the boundaries of human endeavour;
  • Metaverse for mental health – Shared virtual spaces to improve mental health;
  • Flexible neural electronics – Better engineered circuits to interface with the nervous system;
  • AI-facilitated healthcare – New technologies to improve the efficiency of healthcare systems.

How machine learning is already being used to generate key metrics of interest from the flood of sensor data is illustrated in Figure 5.

Fig.5: Adoption of machine learning in the processing of sensor data from wearables [Forecasts for wearable technologies 2023-2033 – Webinar Slides]

Artificial intelligence and wearables enter into a symbiotic relationship. The deluge of biological, chemical, and other sensor data continually refines the AI algorithms. In turn, these algorithms enable early detection/early diagnoses, preventive, or personalized/tailored medicine. It must be acknowledged that this constellation can exert a tremendous seductive force on most people across all age groups and social strata.

The technology and marketing consultants at IDTechEx outline the further evolution of wearables as the perfect tool for collecting large amounts of data.

Fig. 6: Wearables as ideal tools for large data set collection [Forecasts for wearable technologies 2023-2033 – Webinar Slides]

In addition to ‚conventional‘ biometric and lifestyle data, as well as speech recognition, the evolutionary vision of technology experts envisions the incorporation of brain-computer interfaces in data collection. And that’s not all. The data is correlated with government and health records, financial status reports, and information about individual living conditions (highlighted in red by the author in Figure 6).

At the beginning of November, the EU Commission approved the introduction of the European ‚Digital Identity Wallet‘. Passport, driver’s license, or medical prescriptions: Everyday-relevant documents are intended to be stored by EU citizens in the ‚European Digital Identity Wallet‘ in the future.

The electronic health record will be mandatory for all German citizens starting from the end of 2024.

Most banking transactions already take place digitally today. Communication on social media is inherently digital. And as homes become more ’smart‘ (smart meters, smart TVs, smart furniture and kitchen appliances, etc.), the individual digital footprint grows larger.

The chances that your thoughts and financial data will be analyzed along with your social media behavior and correlated with corresponding government or health records are pretty good. The extent to which your energy consumption, as reported by your smart meter, has an impact on your tailored medical care depends on the settings of the AI algorithm. But all joking aside. By using AI algorithms, the possibilities for evaluating the „raw data” are practically unlimited (see Fig. 7).

Fig.7: How could AI add even more value to the wearable data? [Forecasts for wearable technologies 2023-2033 – Webinar Slides]

„AI could enable the use of multiple large data sets, interpret and contextualize them, and enable solutions which simultaneously tackle the need for health security and economic security – ultimately improving quality of life”, – argue the authors of the IDTechEx study.

The experts conclude that „AI can improve the capabilities of wearables, especially through the analysis of new biometric data and brain computer interfaces. Wearables are an efficient means of collecting large data sets that can be used to train new AI tools. The data from wearables can be used in context in an ecosystem of other data sources to develop better tools for health management in the medium term and augmented reality in the long term.”

This development makes me pensive. How about you?

The IDTechEx report predicts that the market volume for wearables will reach USD 161 billion by 2033. Brain researchers have long claimed that ‚reason deserts you when it comes to money‘. This, coupled with the Silicon Valley ideology and its unshakeable and unlimited belief in the possibilities of technology on the one hand and the conviction that only with the help of technology is it possible to create a „better” human being, creates an avalanche-like driving force that can hardly be contained.

The proof that IDTechEx understands the market well and can predict its development comes just a few days after the release of their wearable study. The Humane AI PIN from Humane, a startup founded by two former Apple employees and now backed by major names such as Sam Altman, Microsoft, Qualcomm Ventures, and others, has officially been unveiled.

This innovative gadget caused a worldwide sensation in the media just a few days after being advertised and is already being described as the next „game changer” after the smartphone. At first glance, the advertising for the Humane AI PIN seems very convincing.

[Source: https://hu.ma.ne/]

In the form of an electronic brooch, the HUMANE AI PIN transforms generative AI tools like ChatGPT-4 into ‚Artificial Intelligence On-the-Go‘, which can be discreetly worn on clothing, allowing communication through speech, touch, and gesture in a manner natural to humans. The AI PIN can see, hear, speak, and, most importantly, ‚think‘ with a performance equivalent to the current ChatGPT-4.

The interweaving of the user’s cognitive abilities and the capacities of the device creates an „intimacy”, an unconscious „man-machine symbiosis”, an „augmented human intellect”. Without a doubt – a remarkable engineering achievement with serious medium and long-term consequences for human civilization.

The CEO of Humane, Imran Chaudhri, addresses this topic in his visionary speech „The Disappering Computer” during this year’s TED conference. It is well worth watching in full.

Let’s take a look at some of the statements made by the Californian visionary:

In the future, technology will be both ambient (i.e. adapted to the environment) and contextual (i.e. adapted to the situation).  And that means you need to use AI to really understand yourself and your environment to get the best results.

And we gain this context through machine learning. The more you use our AI-powered device, the better WE can help you in any emergency situation. Your AI effectively becomes a constantly evolving, personalized form of memory. And WE think that’s great.

Your AI finds out what you need at the speed of thought. A feeling that will continue to evolve as technology advances. … As AI advances, WE will see it change almost every aspect of our lives. In ways that seem unimaginable right now. In fact, Sam Altman of OpenAI feels the same way we do – AI is vastly underestimated. And I’ll add, as long as WE get it right. WE truly believe that WE are just beginning to scratch the surface of what is possible.

More human, more intuitive interactions that are screenless, seamless and tangible – that is the possibility of rethinking the human-technology relationship as WE know it. And that’s the exciting thing. It is undoubtedly a great challenge. But it is the world WE want to live in. A world where technology not only helps us get back into the world, but also enhances our ability to do so. It is within reach.

In the future, the technology could be almost invisible.

Who is meant by WE?

Humane’s list of investors includes the following more or less well-known names:

The mission of the WEF is again: The World Economic Forum is the International Organization for Public-Private Cooperation. The Forum engages the foremost political, business, cultural and other leaders of society to shape global, regional and industry agendas.

In the somewhat older WEF article „Five ways to understand the Fourth Industrial Revolution”, the following quote from Michel Foucault goes almost unnoticed: Power is everywhere: not that it engulfs everything, but that it comes from everywhere.

From 1970 until his death, Foucault held the Chair of the History of Systems of Thought at the prestigious Collège de France university in Paris. In his works, he focused on concepts and methods of power analysis. He considered his works as „toolboxes”. [Wikipedia: Michel Foucault]

Among these tools is the concept of modern Governmentality. Foucault understands this as a comprehensive bundle of manifestations of modern governance techniques that allow the monitoring and steering of the behavior of individuals and collectives as power-driven objects. He views governmentality as the foundation for the survival of the state. [Wikipedia: Gouvernementalität]

Foucault also defines the term Bio-power, increasingly also referred to as Biopolitics. He uses bio-power to describe power techniques that „are not aimed at the individual, but at the entire population”. By population, he means a group that does not simply consist of many people, but of people who are permeated, controlled and directed by biological processes and laws. He associates population with various parameters such as „a birth rate, an age curve, a state of health”, etc. [Wikipedia: Bio-Macht]

„The aim of Foucault’s bio-power is to regulate this population defined in this way, in particular by regulating its reproduction, birth and mortality rates, health levels, housing conditions, and so on.“ [Wikipedia: Bio-Macht]

In the biopolitical sense, the population is primarily viewed as a „production machine for the generation of wealth, goods and other individuals”. Bio-power provides the framework conditions that are useful to the production machine. The individual is evaluated according to his or her usefulness against the background of social conditions. To achieve this, the individual is consistently measured against a norm, aligned with it, and must conform to it. [Wikipedia: Bio-Macht]

Biopolitical power targets the individual body in order to discipline and control its behavior. In doing so, it uses statistics to search for deviations from the „normal”. Dr. phil. Cornelia Mooslechner-Brüll, lecturer at the Department of Philosophy and the Department of Political Science at the University of Vienna, summarizes the situation as follows:

[Biopolitik und Wearables, Excerpt from the article „Cultural theories: Michel Foucault and Judith Butler”]

Neoliberal governmentality relies on digital surveillance. Without the data generated by digital surveillance, the system would collapse; they are its raw material and currency. Wearables present themselves as efficient tools in efforts to discipline, control, and optimize the postmodern individual. They focus their attention on the individual with all its desires, ambitions, potentials, and weaknesses. It appears as though they are available to the individual to assist in becoming an improved and more successful self. [Wearables: Control regimes between affect and technology]

In this process, the subtly deployed ‚Technologies of the Self‘, as defined by Foucault, come into play. These are processes and practices that enable individuals, either independently or with the support of others, to carry out a variety of operations on their body, soul, thinking, behavior, and way of life. [Wearables: Control regimes between affect and technology]

According to Foucault, the „Technologies of the Self” always require a relationship to the other: „One cannot deal with oneself without having a relationship to the other”. [Foucault, Michel: Die Regierung des Selbst und der anderen. Vorlesung am Collège de France 1982/83. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2009]

The function of the Other is to speak the truth, especially unpleasant truths, which should encourage the subject to reflect on their actions and modify them if necessary.

The following dialog sequence between the CEO of Humane and the artificial intelligence illustrates the practical application of these power techniques.

[The Disappearing Computer — and a World Where You Can Take AI Everywhere |Imran Chaudhri|TED]

Above all, the technologies of the self are based on the subject’s free decision to work on himself and, by confessing his „sins” or „mistakes”, to open himself up to spiritual guidance and then to receive instructions or teachings.

In Foucault’s philosophy of power, the subjugated subject and the autonomous self are two sides of the same phenomenon. When dealing with wearables in the context of the omnipresent data economy, the modern indifferent subject comes to the fore. On the one hand, it acts autonomously, actively and creatively and is aware of the risks and dangers of data mining. On the other hand, it bows to the principles of data production and takes no care to protect its own privacy. In this way, postmodern (supposed) concern for oneself results in self-neglect. [Wearables: Control regimes between affect and technology, Page 56]

The subject-object of self-measurement through wearables does not surrender out of cowardice (without fear of action or decisions) but due to convenience, disinterest, and a misguided assessment (‚I have nothing to hide‘) of its immaturity. Submission to the regime of self-optimization relieves the subject from independent thinking and self-care. It continuously receives user-friendly feedback and a preconceived interpretation of itself, freeing it from the obligation to reflect and contemplate. Self-awareness through data shapes a data-dependent subject – one that admits to being unable or unwilling to independently think about itself without wearables, delegating this form of self-work to a medium. In doing so, the subject becomes alienated from itself, especially from its own body, which becomes a foreign object translated into data streams. Despite the claim to enlightenment and supposed emancipation, this results in a flexibilized, self-marketing, fundamentally indifferent subject trapped in the subtle entanglements of digital pastoral power. [Wearables: Control regimes between affect and technology, Page 56-57]

In her academic paper „Wearables – Control regimes between affect and technology” (page 60), Dr. phil. Anna Marta Potocka comes to a remarkable conclusion:

The human being, afflicted with various deficiencies, undergoes preventive treatments already at the genetic level in order to prevent potential problems due to supposed genetic predispositions. In the postmodern knowledge-based economy, surveillance in the medical field is constantly increasing, as there is an interest in human enhancement and the increase of human performance through machine components (such as prostheses) and technological interventions, including robotization. Power technologies permeate the body, using it both as a source of information and as a raw material. Individuals are becoming both biomedical and informational subjects. The boundaries between life and death are becoming blurred, as are the boundaries between different bodies. The next evolutionary step manifests itself in the permeability of the boundaries between body and machine, which initially manifests itself in the transfer of agency to technological devices. Wearables are seen as the harbingers of supposed transhumanism, whose promise is reflected in the trio of „super longevity, super intelligence, and super wellness”. This trio simultaneously lays down the rules for a good life and lays claim to perfectibility.

Within the framework of the TINA hypothesis (There Is No Alternative), the transhuman gradually evolves into a social convention, while the Quantified Self becomes a narrative-less diary, leaving narrative abilities behind. The numbers speak for themselves, and interconnected devices are perceived as supposed physical extensions. The machine becomes more than just a tool; it becomes an instrument of a power structure based on the expertise of engineers, managers, and marketing experts. It also functions as an element of the therapeutic regime, defined as a technology of empowerment, yet leaving the question of how and why the definition of potential ‚problems‘ unanswered.

„Smartphones and wearables are becoming laboratories of the self and the promise of supposed empowerment for all. They are a tempting offer of self-definition against generalized knowledge, the reflection of one’s own norms and values, which enables the user to see themselves through the eyes of others. In the process, the devices develop into counseling instances: It’s not just about tracking and monitoring, but about giving instructions and issuing specific instructions for action. The software design of the wearables forms a selection architecture as all features can influence the decision-making process, even unconsciously. The user, guided by appropriate framing, can be led to the desired decision (nudging). Wearables thus serve the purpose of social control and the communication of the general norm: „Optimize yourself!”

Seen in this light, the visionary speech by Imran Chaudhri, the CEO of Humane, takes on a different perspective.

The WEF advisor, Yuval Harari, gets more specific in this regard. During his ‚pathetic‘ appearance at the Frontiers Forum in May 2023 on the topic ‚AI and the future of humanity‚, he outlines the following vision of the future:

But the longer we talk to the bot, the better it gets to know us and understands how to refine its messages to manipulate our political views or our economic views or anything else. As I said, by mastering language, AI can build intimate relationships with humans and use the power of intimacy to influence our opinions.

New AI tools would have an immense impact on human opinions and our view of the world. For example, people could come to use a single AI advisor as the one-stop oracle and source of all the information they need.

People and companies that control the new AI oracles will be extremely powerful.


Catch me up” is one of the advertised features of the HUMANE AI PIN.

It almost sounds like „Beam me up”.

It begs the question – where will it beam us up to?

To the USS Enterprise or to the Borg Cube.


But it is the world WE want to live in. A world where technology not only helps us get back into the world, but also enhances our ability to do so. It is within reach. 
– Imran Chaudhri, CEO of HUMANE

Epilogue:

We are in the year 1968.

A year before the first computers are connected to each other via a telephone line.

A decade before the third industrial revolution begins.

A quarter of a century before the public introduction of the Internet.

Almost half a century before the start of the fourth industrial revolution.

The American ethnologist and behavioral scientist John B. Calhoun, known for his study of population density and its effects on human behavior, gives his lecture „Space and the Stategy of Life” during the annual meeting of the American Association for the Advancement of Science. There he makes the following „prophecy”:

Man stands unique among animals in learning how to bypass the strictures placed by limitation of physical space on further population growth. He has made this escape by discovering how to create conceptual space … which permit more effective coping with the physical and social environment.“

To continue enlarging conceptual space requires involving more and individuals in a common communication network. Socio-political union enhances the enlargement and effectiveness of such networks. Such union will continue until the entire world population becomes incorporated into a single network. This point will arrive when the world population reaches nine billion. For this reason, nine billion is set as the optimum world population in which individual human beings serve as the primary nodes and the primary links in the communication network.

A reason for the electronic revolution is that we have approached a limit of the cortex to process information necessary for its codification into concepts.

This means that we will shortly need electronic prostheses which will function much as does our cortex. We become linked to these to permit further enlargement of our conceptual target diameters beyond the limitations imposed by the cortex.

Maintaining these linkages is the price we will pay if we elect … of further enhancing human potentialities as the desired course of evolution.

At its inception it will no longer be appropriate to designate man as Homo sapiens. He, rather, must be given a specific name reflecting the developing linkage with thinking prostheses.

A detailed analysis of John B. Calhoun’s statements can be found in „Experiment ‚Universe 25‘ and the path to a technocratic future”.

What is actually going on here? Are Calhoun, Harari, Chaudhri & Co ingenious visionaries or are they following the instructions of an agenda running in the background?

And is this agenda imposed from outside or is it within each of us?


Sources (as of 19.11.2023)